Friedrich Merz in Übach-Palenberg
Der von der CDU Übach-Palenberg bereits „vor Corona“ mit überwältigender Mehrheit gewählte Kandidat um das Amt des Bürgermeisters, Oliver Walther, konnte in den letzten Wochen bereits eine Vielzahl von hochrangigen politischen Gästen in seiner Heimatstadt begrüßen. Nun war aufgrund der von Oliver Walther ausgesprochenen Einladung am 25. August 2020 mit Friedrich Merz ein Gast in Übach-Palenberg, der Anfang Dezember dieses Jahres beim 33. Parteitag der CDU Deutschlands zum Bundesvorsitzenden gewählt werden möchte.
CDU-Stadtverbandsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat Oliver Walther sprach auf dem unter Corona-Bedingungen vorbereiteten Rathausplatz in seiner kurzen Begrüßungsrede den bisherigen politischen Werdegang von Friedrich Merz an. So gehörte Friedrich Merz von 1989 bis 1994 dem Europäischen Parlament und von 1994 bis 2009 dem Deutschen Bundestag an. Dort war er von 2000 bis 2002 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und somit Oppositionsführer. Aktuell ist er Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU.
Anschließend trat Friedrich Merz an das Rednerpult. Seine frei und ohne Manuskript gehaltene Rede, die unter der Überschrift stand „Arbeitsmarkt und Wirtschaft in Zeiten von Corona: Worauf es jetzt und in Zukunft ankommt!“, war brillant. Mehrfach wurde er durch den Beifall der etwa 280 Zuhörerinnen und Zuhörer im abgegrenzten Gästebereich des Rathausplatzes aber auch von den sich im Außenbereich des Biergartens befindlichen Gästen unterbrochen.
Mehrfach forderte Merz dazu auf, die Corona-Regeln doch bitte auch zukünftig immer einzuhalten. Deutschland und insbesondere auch Nordrhein-Westfalen seien bisher gut durch die Krise gekommen. Nur wenige Länder auf dieser Erde hätten dies ebenso gut im Griff gehabt. Das deutsche Krankensystem habe sich bewährt, aber auch die Bürgerinnen und Bürger haben einen großen Anteil durch ihr besonnenes und soziales Verhalten. Aber, stellte er fest, wir sind noch nicht durch. Ob es richtig sei, Karneval des Jahres 2021 bereits jetzt abzusagen, stellte er in Frage und äußerte seine Hoffnung, dass im nächsten Jahr wieder Volksfeste gefeiert werden können.
Anhand der pharmazeutischen Industrie zeigte Merz dann auf, wo er die Schwächen Deutschlands und Europas ausmacht. „Wussten Sie, dass der Verkauf der letzten europäischen Fabrik, in der Penicillin hergestellt wird, an Chinesen in letzter Minute durch die österreichische Regierung gestoppt werden konnte?“ Europa muss gestärkt werden. Das deutsche und insbesondere das europäische Selbstbewusstsein gegenüber den Großmächten wie China und den USA muss stärker werden. Wir haben mit der RWTH in Aachen ganz in der Nähe von Übach-Palenberg eine der besten Universitäten im Land. Die dort vorhandenen Ressourcen müssen noch stärker genutzt werden. Deutschland und Europa müssen sich auf die eigenen Stärken besinnen. „Wertschöpfung muss in Deutschland, in Europa stattfinden!“
Mit einem Hinweis auf ein Buch von Ludwig Erhard, dass er in letzter Zeit in anderer Sache nochmals zur Hand genommen hatte, sprach er seine Überzeugung aus, dass er die soziale Marktwirtschaft auch in Zukunft für ein Erfolgskonzept hält. Allerdings, so ergänzte Merz, müssen zukünftig Umweltpolitik, ökologische Erzeugung vermehrt einfließen. Ökonomie und Ökologie gemeinsam mit sozialer Marktwirtschaft sieht Merz als zukunftsweisend an. Dabei verkennt Merz nicht, dass zurzeit zu viele der vorhandenen Ressourcen verbraucht werden. Es kann in der Wirtschaft nicht einfach so weitergehen wie vor „Corona“. „Wir sind den uns nachfolgenden Generationen verpflichtet. Wir müssen bereit sein, uns zu ändern!“
Und dann ging Merz noch auf die deutsche Bundespolitik ein. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik gibt es im nächsten Jahr Bundestagwahlen ohne „Wiederwahl“ der Kanzlerin/des Kanzlers. Es wird eine neue Erfahrung für alle Parteien sein. Scharf dann seine Worte in Richtung AFD. „Die CDU muss sich messerscharf von der AFD abgrenzen! Mit diesen Leuten gibt es keine Gemeinschaft. Eine völkische, nationalistische Partei kann nicht Partner sein.“ Nach seiner Auffassung muss eine Ausfransung am rechten und linken Rand vermieden werden. Sachdiskussionen gehören in die politische Mitte. Hier sind die Parteien der Mitte, FDP, SPD, die Grünen und natürlich die CDU gefordert.
Nach der Rede stellte sich Friedrich Merz den Fragen der Anwesenden. Schuldenpolitik von EU und Bund in Zusammenhang mit Corona, Fragen nach dem Rentensystem und den Krankensystemen wurden gestellt und von ihm beantwortet.
Nach fast zweistündigem Aufenthalt auf der Rednertribüne ging es dann für Friedrich Merz in Begleitung von Bürgermeister Wolfgang Jungnitsch noch für einen kurzen Aufenthalt in das Rathaus. Dort wartete bereits das „Goldene Buch der Stadt“ auf den Eintrag durch den vielleicht nächsten CDU-Bundesvorsitzenden oder gar den nächsten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Veröffentlicht: 27.08.2020 11:08
Autor: Walter Junker
Letzte Änderung: 27.08.2020 11:08