Diskussionsveranstaltung zu Tihange und Doel
Der CDU Stadtverband Übach-Palenberg hatte für den 8. Mai 2017 in die Lohnhalle des CMC eingeladen, um ein brisantes Thema mit den Bürgerinnen und Bürgern zu erörtern.
„In der Nachbarschaft des Atomkraftwerks Tihange – Wie sicher ist unser Leben?“
Schon seit geraumer Zeit sind die Bürgerinnen und Bürger der StädteRegion Aachen sehr besorgt um die Sicherheit des Atomkraftwerkes Tihange 2 im belgischen Nachbarstaat. Das Kernkraftwerk wurde im Dezember 2015 wieder in Betrieb genommen, obwohl feine Risse in dem Reaktordruckbehälter des Atommeilers entdeckt wurden. Im vergangenen Jahr kam es darüber hinaus mehrfach zu Zwangspausen aufgrund technischer Probleme im Meiler. Experten und Atomkraftgegner stellen die Sicherheit des Atomkraftwerkes Tihange 2, das nur etwa 65km entfernt von Aachen liegt, in Frage. Die Folgen im Fall eines Atomunfalls wären weitreichend – für unsere Region sowie auch für Belgien und die Niederlande.
Als Referentin stand an diesem Abend in der gut gefüllten CMC-Lohnhalle die Europaabgeordnete Sabine Verheyen aus Aachen zur Verfügung, die nach kurzer Begrüßung durch CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Oliver Walther Stellung zu folgenden Fragen bezog:
Warum ist das Kernkraftwerk in Tihange gefährlich? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen vor? Und wie sehen eigentlich unserer Nachbarn die Belgier die Gefahr? Wie geht die StädteRegion Aachen damit um? Was wäre bei einer Reaktorkatastrophe im belgischen Kernkraftwerk? Welche Präventions- und Notfallmaßnahmen können getroffen werden bzw. sind bereits ergriffen worden? Und welche Schritte können auf europäischer Ebene eingeleitet werden? Welche Verhaltensregeln und Schutzmaßnahmen müssen im Falle eines Atomunfalls beachtet werden? Was müssen unsere Bürgerinnen und Bürger für den Fall eines Unfalls wissen?
Sabine Verheyen gab dabei Einblicke in die gesetzlichen Regelungen und zeigte die zwischenzeitlich u. a. Von der StädteRegion Aachen angestoßenen Rechtsmittel auf. Deutlich wurde, dass zwar die im deutschsprachigen Teil Belgiens wohnenden Bürgerinnen und Bürger die gleichen Vorbehalte gegen das Atomkraftwerk haben wie ihre deutschen Nachbarn, in den übrigen Landesteilen von Belgien die Aufregung um das Kernkraftwerk allerdings auf Unverständnis stößt. Angebote aus Deutschland und den Niederlanden, nach einer Stilllegung der „maroden“ Anlage den dann dort fehlenden Strom aus Überkapazitäten nach Belgien zu liefern, wurden abgelehnt. Eine autarke Stromversorgung ist den Belgiern wichtig. Die Europäischen Union kann eine Stilllegung nicht beschließen, da ihr dazu die notwendigen Kompetenzen fehlen. Die an den Vortrag von Sabine Verheyen sehr lebhafte Diskussion zeigte weitere Problemstellungen auf, die unmittelbar mit der Gefahr eines Atomunfalles einhergehen können. So war es Dr. Schulte-Sperlich wichtig, auf die Wasserversorgung durch Wasser aus Eifeltalsperren hinzuweisen. Im Falle eines Atomunfalls sei dieses Wasser atomar verseucht und könnte nicht für die Wasserversorgung der Übach-Palenberger Bevölkerung dienen. Wasser aus Tiefenbrunnen seien an dieser Stelle wünschenswerte Alternativen. Ebenfalls wurden Präventivschutzmaßnahmen angesprochen. Hierzu zählt auch die Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten. Dabei wurde deutlich, dass den Anwesenden hierzu keine Erkenntnisse vorliegen, wie die Verteilung dieser Tabletten im atomaren Katastrophenfall erfolgen kann und wird. Auch die Frage der Bevorratung von Lebensmitteln wurde aufgeworfen und erörtert. Die Frage aus dem Publikum, ob die Notfallplanungen in der Städteregion Aachen und dem Kreis Heinsberg im Falle eines Atomunfalls aktuell sind, konnte nicht abschließend geklärt werden. CDU-Landtagsmitglied Bernd Krückel, der als CDU-Kreisvorsitzender an dieser Veranstaltung teilnahm, sagte zu, dass er gerne bereit ist, hierzu eine gesonderte Veranstaltung mit entsprechenden Fachleuten in Übach-Palenberg durchzuführen. Birgit Derksen rief gegen Ende der Veranstaltung dazu auf, weiterhin für eine Abschaltung der in der Nähe liegenden belgischen Atomkraftwerke zu demonstrieren. Die nächste Demo hierzu findet am 25.06.2017 unter dem Motto „KettenReaktion Tihange – jeder Meter zählt!“ statt.
Veröffentlicht: 14.05.2017 09:05
Autor: Walter Junker
Letzte Änderung: 14.05.2017 09:05